Rheinland, Gebeinland by Bekker Alfred & Bieber Horst & Peters Stephan

Rheinland, Gebeinland by Bekker Alfred & Bieber Horst & Peters Stephan

Autor:Bekker, Alfred & Bieber, Horst & Peters, Stephan [Bekker, Alfred & Bieber, Horst & Peters, Stephan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: amazon, Thriller, anAndyL, anMehmet
Herausgeber: BookRix
veröffentlicht: 2017-05-03T22:00:00+00:00


Trotzdem fuhr er am nächsten Morgen nicht allein Richtung Opernplatz. An der Haltestelle sprach ihn die so schlecht blondierte Anke Burmeister an. Wie es ihm so gehe, was Dora Lucius mache. Es sollte wohl ein small talk werden, ging ihm aber bald massiv auf den Keks, was sie jedoch nicht bemerkte.

Der Tag wurde noch lang, er war zum Orchesterdienst eingeteilt und hatte bei den "Meistersingern" auszuharren. Er hasste den Antisemiten Richard Wagner und verfluchte besonders, dass er seinetwegen bis in die Puppen bleiben musste; vor allem hielt er es persönlich mit der Weisheit "Getret'ner Quark wird breit, nicht stark." Seine Mutter fuhr oft und gern auf den grünen Hügel, und zu ihrer großen Verstimmung hatte auch seine Bemerkung beigetragen, als sie ihn einlud, sie doch einmal nach Bayreuth zu begleiten. "So viel Geld hast du nicht, um mich dazu zu bringen, in eine Wagner-Oper zu gehen."

Er hatte ihr für die Rückkehr Bakunin auf den Nachttisch gelegt, aufgeschlagen die Passage, in der der Barrikadenfachmann schildert, wie er mit Richard Wagner 1848 die Sperren der Aufständischen in der sächsischen Hauptstadt inspizierte, daneben Wagners Darstellung, er sei rein aus Neugier durch die Dresdner Straßen geschlendert. Damit sie das Buch nicht aus Versehen zuschlug, hatte er einen Zettel mit dem Wort "Cosima(?) Wesendonk?" hineingelegt. Sein Vater hatte ihn getadelt, das sei kindisch gewesen, fand aber keine Antwort auf die Gegenfrage seines Sohnes: "Hitler hat doch ganz hübsche Postkarten gemalt, würdest Du Dir eine über's Bett hängen?"

Der Vater hatte zum großen Ärger des Sohnes Churchill zitiert: "Wer jung ist und nicht links, hat kein Herz. Wer alt ist und immer noch links, keinen Verstand." Wenn sich Junior und Senior richtig in die Wolle gerieten, wackelten die Wände.

Jenfeld stieg ziemlich zerschlagen aus dem Aufzug und blieb dann doch einen Moment vor Doras Wohnungstür stehen. Sie trällerte vor sich hin, er klopfte, und als sie öffnete, sagte er: "Ich wollte mich nur erkundigen, wie es dir so geht."

"Komm rein!", befahl sie. "Das war heute der reinste Märchentag und deswegen bin ich noch in der Birkenallee vorbeigegangen, um aus dem Keller ein paar Flaschen zu holen. Du musst unbedingt einen Schluck mit mir trinken und auf die Golddora anstoßen."

Sie hatte aus Oma Schildes Beständen noch fünf Flaschen Sanscerre gerettet. Dora war so aus dem Häuschen, dass sie nicht einmal den Korkenzieher ansetzen konnte. Paul Lindauer, der sich Immobilienverwalter nannte, hatte ihr eine Vollmacht vorgelegt, die ihm Oma Schilde ausgestellt und Tochter Marlene bestätigt hatte. "Peter, ich bin reich. Zwei Häuser in Hamburg, ein wertvolles Grundstück in Bad Godesberg, die Villa in der Birkenallee. Aber das Märchen geht noch weiter. Ich war dann bei dem Notar. Und der hat mir erklärt, was ich alles von meiner Mutter erbe, die es von ihrer Mutter bekommen hat. Oma hatte eine Lebensversicherung zu Gunsten meiner Mutter abgeschlossen, damit sie die Erbschaftssteuer bezahlen konnte. Es blieb noch so viel Geld übrig, dass auch Mutter zu meinen Gunsten eine Lebensversicherung abschließen konnte, die jetzt ausgezahlt wird. Davon kann ich bequem die Erbschaftssteuer löhnen."

"Wieviel musst du denn zahlen?"

"Das weiß ich noch nicht.



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